Südtirols Betonvereinigung: über Visionen, Meilensteine und anstehende Baustellen

Die Vorteile betonen – im Gespräch mit Concrete

Werner Kusstatscher von Beton Eisack GmbH und Christian Grünfelder von Beton Lana GmbH sind Präsident und Vizepräsident von Concrete – Südtirols Betonvereinigung. Wofür Concrete steht und welche Ziele die Vereinigung verfolgt, lesen Sie im nachstehenden Interview:

Ganz konkret: Was ist denn Concrete? Wofür steht die Südtiroler Betonvereinigung?

Concrete ist ganz klar eine Interessensvereinigung. Sie basiert auf dem gemeinsamen Interesse aller Mitglieder, das Image des Betons aufzuwerten. Es geht, wie der Name schon sagt, um das Thema Beton und um alles und jeden, das bzw. der damit zu tun hat. Unter den Mitgliedern finden sich somit Produzenten, Planer, Bauunternehmen und Dienstleister gleichermaßen. Auch Architekten und Ingenieure! Immerhin gibt es inzwischen sogar welche, die sich auf Beton als Bausubstanz spezialisiert haben.

Auf der anderen Seite geht es bei Concrete auch darum, Qualitätsstandards einzuführen, zu vereinheitlichen und zu kontrollieren. Beton ist schließlich nicht gleich Beton! Gütesiegel können garantieren, dass, ganz egal wo ein Bauunternehmen in Südtirol arbeitet – ob im Vinschgau oder im Pustertal –, überall dieselben Produktstandards, Sicherheitsstandards usw. gelten. Wichtig ist da zum Beispiel zu prüfen, wie Beton produziert wird und auch, wie er geliefert wird. Schulungen können dafür sorgen, dass selbst die Fahrer ganz genau wissen, was für ein Produkt sie liefern, welche Eigenheiten dieses hat, worauf man dabei achten muss.

Zusammengefasst heißt das: Concrete will das Image von Beton stärken und gleichzeitig hohe Qualitätsstandards garantieren. Die Mitglieder der Betonvereinigung haben den Vorteil, dass über Concrete einerseits branchenübergreifend für ein Thema geworben werden kann, und andererseits, dass die Vereinigung im Namen der Mitglieder bei wichtigen Themen wie z.B. Gesetzesentwürfen die Interessen aller vertreten kann. Concrete ist sozusagen auch ein Sprachrohr für die Mitglieder.

Zur Entstehung: Warum, wie und von wem wurde Concrete gegründet? Wer sind die Mitglieder?

Die Beton-Vereinigung wurde 2016 gegründet, mittlerweile besteht sie aus ca. 30 Mitgliedern, darunter Betonhersteller, Bauunternehmen und Planer aus ganz Südtirol. Der Zusammenschluss geschah im Grunde auf Anregung der IDM, um gemeinsam strategisch an einer Zukunftsvision für den Sektor und am Image des Betons als Baumaterial zu arbeiten.

Jedes Mitglied ist in ein Netzwerk eingebunden. Als einzelnes Unternehmen wird man in manchen Fällen eben nicht so wahrgenommen wie als Interessensgemeinschaft! Zudem ist Concrete gerade dabei, ganz gezielte Marketingaktivitäten zu planen, vom eigenen Blog bis hin zum Social Media Auftritt. Gemeinsam schafft man es auch branchenübergreifende Themen anzugehen – beispielsweise Mitarbeiter zu finden. Das ist ein großes Thema und beschäftigt derzeit alle Mitglieder, bzw. den Bausektor insgesamt. Als Vereinigung haben wir da viel bessere Möglichkeiten, etwas zu erreichen, als das einzelne Mitglied sie hat.

Warum bedarf es denn überhaupt einer Imageaufwertung für Beton?

Beton ist im Vergleich zu anderen Materialien ein billiges Produkt – das ist finanziell gemeint, wird aber leider häufig noch qualitativ verstanden. Glas erlebte in den letzten Jahren seinen Aufschwung durch technische Innovation – und so war das auch beim Holz. Im Bereich Beton hat sich in den letzten Jahren im Verhältnis nicht so viel getan, das war recht statisch, da hat es in den letzten Jahren keine so großen Booms gegeben. Für lange Zeit galt Beton zudem schlichtweg als „haltbar“ und sicher, aber nicht wirklich als ästhetisch.

Warum nimmt die Attraktivität von Beton aktuell stark zu?

Einmal ist das sicherlich auf die „neue Ästhetik“ im Bau bzw. in der Inneneinrichtung zurückzuführen. Andererseits würde ich behaupten, dass auch der Faktor Nachhaltigkeit eine Rolle spielt: Beton steht für kleine Kreisläufe, weniger bzw. kürzere Transportwege. Fast alles, was im Beton drin ist, ist lokal vorhanden – nur der Zement wird aus den Nachbarregionen zugeliefert. Beton besteht aus bis zu 90% hiesigem Gestein, Sand und Schotter – und Wasser. Er ist ein sehr wichtiger Baustoff im alpinen Bereich, darunter natürlich im Straßenbau, z. B. bei Bergstraßen oder Brücken, aber auch im Tiefbau – da muss man nur an die vielen Tunnels denken, die in den letzten Jahren gebaut wurden. Beton ist relativ einfach handzuhaben, Bauteile entstehen sozusagen – oder auch wortwörtlich – aus einem Guss. Er ist äußerst stabil und wetterbeständig, denn Beton bleibt über Jahrzehnte hinweg immer gleich. Ganz zu schweigen von seiner Brandsicherheit! Auf jeden Fall ist der Ruf des Betons mittlerweile schon viel besser geworden … und wer weiß, vielleicht hat er das sogar Concrete zu verdanken?

Potentiale und Projekte – welche Meilensteine gab es bisher und welche sind die nächsten “Baustellen”?

Die Wahrnehmung des Vereines als solchem ist für uns sicherlich ein großer Meilenstein, auch dass er mit anderen Verbänden, der lokalen Politik, sowie mit anderen Betonvereinigungen der Nachbarländer mittlerweile sehr gut vernetzt ist. Wir sind in verschiedenen Arbeitsgruppen tätig, z.B. bei der Ausarbeitung der Richtlinien zur Digitalisierung (BIM) und zum nachhaltigen Bauen (CAM).
Auch im Bereich der Weiterbildung für unsere Mitarbeiter und Mitgliedsbetriebe haben wir schon einige Tagungen organisiert – in die Richtung Weiterbildung möchten wir ganz stark weitergehen.
Außerdem sollen besondere Projekte viel mehr Sichtbarkeit erhalten – es gibt immerhin unzählige Projekte, die man einfach herzeigen muss!
Und natürlich soll unsere Vereinigung noch mehr wachsen. Wir freuen uns auf (hoffentlich) viele neue Mitglieder, die uns bei unserer Arbeit unterstützen.

für Concrete: Ines Visintainer, clicktext

 

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